shows rraum02


Stephen Miller
One in the Oven 45rpm A roux with F. Dorléac
09 november - 06 december


Press Text
Stephen Miller
"One in the Oven 45rpm A roux with F. Dorléac"

Die Ausstellung skizziert einige untergeordnete Elemente der westlichen Gesellschaft und ihr Streben nach einem verantwortungsvolleren und bewussterem Stadium. Francoise Dorléac (Schwester der französischen Schauspielerin Catherine Deneuve) fungiert als zentrale Metapher, sie repräsentiert hier die Hoffnungen und das Versagen der 'unterschiedlichen Revolutionen der 60er Jahre'. Dorléac spielte sowohl in Französischen Nouvelle Vague als auch in Hollywood Filmen - dies erreichten nur wenige Schauspielerinnen - und wurde als besonders talentiert angesehen bis zu ihrem tragischen Tod im Jahr 1968. Ironischerweise wurde Francoise Dorléac gemeinsam mit Catherine Deneuve für ihren letzten Film (Jacques Demy "Les demoiselles de Rochefort") ausgewählt, Catherine Deneuve überschattet nach dem Tod ihrer Schwester deren Arbeit völlig.

Das zweite herausragende Thema in der Arbeit besteht in dem Mangel an persönlicher und sozialer Erfüllung in der westlichen Welt, den Schwierigkeiten des Lebens in einem höheren/ niedrigeren Stadium und dem hiermit einhergehenden Problem permanenter Unzufriedenheit (im Sinne von "The grass always being greener"). Es scheint daher, dass die Gesellschaft gespalten ist zwischen sogenannter Inspiration und Aspiration (Eingebung - Bestrebung): der Frage danach, ob wir ein Gleichgewicht finden können, vor allem im Angesicht von Chance und Abwesenheit, scheint wichtiger denn je.

Letzlich kommentiert die Ausstellung die Manipulation von "Nostalgie" und deren Ausverkauf in den verschiedenen Erscheinungsformen des Tourismus, was sich schließlich - eher als die Realität - in unser Bewusstsein einnistet: "There is a great surface upon the sphere of truth."
Stephen Miller

Vor diesem theoretischen Hintergrund fungieren die ausgestellten Gegenstände und Wandmalereien als
Symbole und Metaphern einzelner Gedankengänge. Die gesamte Installation liest sich wie eine Landkarte, die mit ihrer Legende verschlungen ist. Jürgen Habermas formuliert: "Die einzelnen Epochen verlieren ihr Gesicht zugunsten der heroischen Affinität der Gegenwart mit dem Fernsten und dem Nächsten: das Dekadente erkennt sich unvermittelt im Barbarischen, Wilden, Primitiven." (zit. nach Jürgen Habermas. Die Moderne - ein unvollendetes Projekt. Frankfurt am Main 1981.). Der Arbeit immanent ist eine Kritik und ein Hinweis auf das nach der Moderne verlorene Gleichgewicht im politischen und soziokulturellen Sinne - Moderne Chemie, Drogenabhängigkeit, Verlust von Orientierung, zunehmende Kluft zwischen Arm und Reich, Tendenz zu Egoismus und eigennützigem statt gemeinnützigem Denken, Verlust menschlicher Werte - kurz der Krisenerscheinungen in den entwickelten Gesellschaften des Westens als Folge eines Bruches zwischen Kultur und Gesellschaft. In ihrer gesamten provisorisch anmutenden Erscheinungsform vermittelt die Installation jedoch keine in sich abgeschlossenen und absoluten Aussagen, sondern ist vielmehr als Versuch darüber zu verstehen, sich Erscheinungen und Phänomene des post-modernistischen Zeitalters zu erklären und diese hierüber zu hinterfragen.

Meike Behm

cv
lives and works currently in Dusseldorf und Halifax, England





back to rraum02 home